„Alzheimer-Monitoring“
Richtung weisendes Pilotprojekt unterstützt die Betreuung Demenz-Kranker
Monitoring zur Förderung von Selbständigkeit und Mobilität – Innovative Gesundheitsdienstleistungen für Alzheimer-Kranke
und deren Familien und Betreuungspersonen
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert ein innovatives Pilotprojekt, das dazu beitragen soll, nicht nur die Lebensumstände von Demenz- und Alzheimer-Kranken, sondern auch die der betreuenden Familienmitglieder und Mitarbeiter in Heimen deutlich zu verbessern. Auf der Basis neuester GPS-Technologie entwickeln und betreiben die Projektpartner ein technisches Gesamtsystem, das die jederzeitige Ortung von Demenzkranken erlaubt.
Ortungssystem unterstützt die Betreuung Demenz-Kranker
Langsam fortschreitender Untergang von Nervenzellen in bestimmten Gegenden des Gehirns führen bei der Alzheimer-Krankheit zu sinkenden geistigen Fähigkeiten und nachlassender Fähigkeit den Alltag selbstständig zu bewältigen – ein Prozess, der sich gegenwärtig weder verhindern noch aufhalten lässt. Betreuende Pflegekräfte oder Familienangehörige stellt dies mitunter vor besondere Herausforderungen, etwa wenn mit den sinkenden geistigen Fähigkeiten auch der Orientierungssinn verloren geht und ein Demenz-Kranker sich verirrt. In dieser Situation soll das von der itss GmbH und dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Universität Siegen im gemeinsamen Pilotprojekt entwickelte Ortungssystem Unterstützung bieten.
Patienten mit Alzheimer-Krankheit tragen dazu ein GPS-fähiges Endgerät bei sich, das entweder ad hoc auf Anforderung oder kontinuierlich seine GPS-Position per Mobilfunk an einen Rechner sendet. Der Rechner wertet diese Daten aus, ermittelt die exakte Position bis auf ca. 5 Meter genau und stellt diese Position in einer hoch auflösenden Luftbildkarte dar. In dieser Luftbildkarte der GeoContent GmbH, Magdeburg, die wesentlich detailgetreuer als herkömmliche Karten ist, sind darüber hinaus alle Straßennamen und alle ca. 21 Mio. Hausnummern enthalten. Die Information, wo sich ein vermisster Demenzkranker aufhält – also der entsprechende Ausschnitt der Luftbildkarte mit allen erforderlichen Kontextinformationen – wird entweder über Internet an einen stationären PC übertragen oder auch an ein mobiles Endgerät, z. B. an ein iPhone. Dies ist ein wesentlicher Nutzungsaspekt, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass ein vermisster Demenzkranker stationär an einem Ort verweilt, sondern sich weiter fortbewegt. So können z. B. Personen, die den Vermissten suchen und ihm nachfolgen, permanent über die aktuelle Route des Alzheimer-Kranken informiert werden.
Gabriela Zander-Schneider und Wolfgang J. Schneider, beide im Vorstand der Alzheimer Selbsthilfe e.V., beraten das Projekt im Hinblick auf praxisrelevante Fragestellungen zum Schutz der Privatsphäre.
Nutzer-orientierte Technikentwicklungsmethoden des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Universität Siegen richten sich auf konkrete und individuelle Nutzerbedürfnisse im Alltag. Die neu entwickelte Technik soll einfach anwendbar sein und damit eine tatsächliche Hilfestellung für Patienten mit Demenz- und Alzheimer-Erkrankungen sowie deren Angehörige und Betreuer bieten.
Eine Hilfestellung, deren Relevanz künftig noch steigen könnte: etwa 1,1 Millionen Demenz-Kranke leben nach Statistiken der Deutschen Alzheimer Gesellschaft derzeit in Deutschland, zwei Drittel von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen; mehr als 250.000 Neuerkrankungen gibt es jedes Jahr – Zahlen, die sich aufgrund der zunehmenden Bevölkerungsalterung stetig nach oben entwickeln.