Bei der Alzheimer-Krankheit sterben langsam aber stetig Nervenzellen im Gehirn ab. Die Folge ist eine Abnahme der geistigen Fähigkeiten, sodass im Verlauf der Erkrankung alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig durchgeführt werden können. Dieser Vorgang lässt sich zwar bis heute nicht verhindern, wohl aber kann durch die Einnahme von sogenannten Antidementiva das Fortschreiten der Krankheitszeichen (Symptome) hinausgezögert werden, damit Betroffene die Dinge des alltäglichen Lebens, wie zum Beispiel sich waschen, sich anziehen, essen, trinken und zur Toilette gehen noch möglichst lange selber bewältigen können.

Und das bedeutet einen Gewinn an Zeit und Lebensqualität für Betroffene; wie auch für die betreuenden Angehörigen und Pflegekräfte, weil dadurch der Umgang mit einem dementen Menschen wesentlich erleichtert wird. Heimeinweisungen können verzögert oder sogar ganz vermieden werden. Daher ist nach einer frühzeitigen Diagnose einer beginnenden Demenz eine Behandlung bestehend aus medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapie hilfreich.

Behandlung mit Medikamenten 1)

Zur medikamentösen Behandlung der Alzheimer-Demenz stehen zwei Arzneimittelgruppen zur Verfügung, welche die chemischen Botenstoffe Glutamat und Acetylcholin positiv beeinflussen.

Es gibt zur Zeit verschiedene sogenannte Acetylcholinesterasehemmer. Diese Wirkstoffe hemmen die Aktivität des Enzyms Cholinesterase, welches den Botenstoff Acetylcholin abbaut. Dadurch steigt die Menge des bei der Alzheimer-Krankheit verminderten Acetylcholins im Gehirn wieder an. Damit kann die Informationsweiterleitung zwischen den Nervenzellen verbessert werden.
Die Acetylcholinesterasehemmer werden im leichten und mittleren Stadium der Erkrankung eingesetzt.

Im Gegensatz zum Acetylcholin, das bei der Alzheimer-Demenz vermindert ist, liegt Glutamat bei dieser Erkrankung im Überschuss vor.

Die Medikamente wirken auf den Botenstoff Glutamat, der bei der Alzheimer-Demenz aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ein Zuviel dieses Botenstoffes stört die Informationsübertragung und behindert damit die Nervenzellen in ihrer Funktion und lässt sie zugrunde gehen. Der Wirkstoff verändert nun diese schädlichen Auswirkungen von Glutamat an den Bindungsstellen im Gehirn (sogenannte NMDA-Rezeptoren). Die geistige Aktivität der Betroffenen und ihre Fähigkeit sich im Alltag zurechtzufinden kann sich verbessern. Dadurch kann dann die Betreuung durch Angehörige und Pflegekräfte leichter werden. Zugelassen ist die Substanz zur Behandlung von moderater bis schwerer Alzheimer-Demenz.

Die verschiedenen gegen die Demenzsymptome verordneten Medikamente (Antidementiva) werden in unterschiedlichen Anwendungsformen eingesetzt. Es gibt diese in Form von Tabletten, Kapseln, Lösungen zum Einnehmen oder als Pflaster, das auf die Haut geklebt wird.

Zur Behandlung von begleitenden Depressionen können Antidepressiva eingesetzt werden. Sie verbessern die allgemeine Stimmungslage. Bei anderen problematischen Verhaltensänderungen wie etwa bei Unruhe, Wahnvorstellungen oder Aggressivität werden nach Möglichkeit zuerst nichtmedikamentöse Maßnahmen empfohlen, da viele der hier verwendeten Arzneimittel die Hirnleistung verschlechtern können.

Nichtmedikamentöse Therapie 1) 2)

Kognitives Training: Durchführung von Übungen kognitiver Funktionen

Kognitive Stimulation: Anregung kognitiver Tätigkeit, z.B. über Aktivierung von Altgedächtnisinhalten oder Einbindung in Konversation

Realitätsorientierung: Förderung der Orientierung in Zeit und Raum durch Hinweise und Hilfen

Reminiszenz / autobiografische Arbeit: Aktivierung von autobiografischen, insbesondere emotional positiv besetzten Altgedächtnisinhalten

Ergotherapeutische, individuell angepasste Maßnahmen bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Demenz unter Einbeziehung der Bezugspersonen zum Erhalt der Alltagsfunktionen

Körperliche Aktivierung zum Erhalt der Alltagsfunktionen, Beweglichkeit und Balance

Künstlerische Therapien (u.a. Kunsttherapie, Tanztherapie, Theatertherapie): Kunsttherapie mit Demenzerkrankten kann die non-verbalen Ausdrucksmöglichkeiten eröffnen und erweitern

Aktive Musiktherapie wirkt auf psychische und Verhaltenssymptome bei Menschen mit Demenz

Rezeptive Musiktherapie, insbesondere das Vorspielen von Musik mit biografischem Bezug kann agitiertes und aggressives Verhalten beeinflussen

Sensorische Verfahren können unmittelbar sensorisches Empfinden bei den Betroffenen ansprechen

Snoezelen (multisensorisches Verfahren) kann Effekte auf Freude und Aktivität bei Patienten mit moderater bis schwerer Demenz haben

Die Anwendung von Aromastoffen kann Effekte auf agitiertes Verhalten und allgemeine Verhaltenssymptome bei Patienten mit mittel- bis schwergradiger Demenz haben

Körperliche Berührung kann als Kommunikationsmittel eingesetzt werden und kann beruhigende Wirkung haben. Es ist allerdings das individuelle Bedürfnis nach Distanz und Privatsphäre des Erkrankten zu beachten

Weitere Maßnahmen 3)

Anerkennung der Erlebniswelt des Patienten

Vermeiden einer regelmäßigen Konfrontation mit kognitiven Defiziten
(z.B. Überforderung bei Gedächtnistraining !)

Vermeiden von Überforderungen

Unterstützung von erhaltenen Fähigkeiten (Erfolgserlebnisse)

Förderung angenehmer Tätigkeiten (z.B. Musik, Tiere)

Strukturierung des Tagesablaufs

Identifikation von Stressoren (z.B. Schmerzen)

Besuch von Angehörigengruppen

Angehörigentraining zum Umgang mit psychischen und Verhaltenssymptomen bei Demenz

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1) kein Anspruch auf Vollständigkeit

2) Auszug S3-Leitlinie „Demenzen“ vom 23.11.2009

3) Prof. Dr. med. Frank Jessen, Universitätsklinik Bonn: „Demenz“ 2004